Resolution des Studierendenparlamentes zur Digitalisierung

Digitalisierung

Fortentwicklung der zu verzeichnenden Fortschritte der Digitalisierung

Die Corona-Pandemie hat viele Sorgen und Ängste gebracht, aber auch einen enormen Entwicklungssprung in der Digitalisierung der Lehre. 2019 waren Online- Klausuren in fast allen Fakultäten undenkbar, mittlerweile sind sie fast schon Routine und finden Zustimmung sowie bei Studierenden als auch bei Mitarbeitenden der Lehrgebiete. Die ersten Kinderkrankheiten sind schon überstanden, und andere dauern leider noch an.

Durch die COVID-19-Krise veränderte sich nicht nur die Lehre, sondern auch die Leistungsüberprüfung und -bewertung. Online-Klausuren tragen in besonderem Maße zur Gleichbehandlung unserer divers aufgestellten Studierendenschaft bei.
Lange Anreisewege entfallen, es sind keine Übernachtungen mehr notwendig. Das entlastet den Geldbeutel und schafft somit Chancengerechtigkeit.

Es werden weiterhin langfristig keine Wälder mehr pro Klausurkampagne in Papier gegossen. Das ist ein wichtiger Beitrag für aktiven Klimaschutz. Gerade Studierende mit Care-Verpflichtungen, Familien oder starker beruflicher Einbindung schätzen im Hinblick auf den Anstieg der Zeiteffizienz die daraus resultierende Flexibilität. Und das bleibt nicht ohne Folgen: Die Modulabschlussquoten sind rapide gestiegen, es werden mehr Klausuren geschrieben und bestanden. Alles in allem eine positive Entwicklung, die natürlich ungeplante und stark belastende Auswirkungen auf die Lehrstühle hat.

Diese sehen sich nun auch noch anderen Problemen konfrontiert. Das digitale Format erfordert nämlich eine andere Art der Klausuren- und Aufgabenstellung. Das wird nicht zuletzt daran deutlich, dass derzeit vermehrt (vermeintliche) Täuschungsversuche festgestellt werden und dabei von Plagiaten gesprochen wird, also von einem (vermeintlichen) Abschreiben. Selbstverständlich ist es einem wissenschaftlichen Studium nicht angemessen, Texte jedweder Art zu kopieren/ abzuschreiben bzw. im günstigeren Fall zum Bestehen der Prüfung bloß Auswendiggelerntes zu repetieren. Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass bereits bestandene Klausuren nachträglich revidiert werden, da von einem Täuschungsversuch ausgegangen wird. Viele sog. Täuschungsfälle wären aber vermeidbar, hätte man Aufgabenstellungen nachhaltig hinsichtlich der Online- Bedingungen ertüchtigt.

Wir fordern die Lehrstühle in Abkehr vom Abprüfen rein reproduzierbaren Wissens auf, sich den Herausforderung der Online-Formate (z.B. Prüfungen, Seminare, Mentoriate) zu stellen, ihre Lehre entsprechend anzupassen, und die Hochschule, dafür die entsprechenden Mittel bereitzustellen. Nutzen Sie das Wissen der Kolleg*innen, denen es gelungen ist, diese Herausforderung anzunehmen und zu meistern, und holen Sie sich Unterstützung durch das Zentrum für Lernen und Innovation (ZLI) und die Fachmediendidaktiker*innen!
Die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Implementierung technischer Voraussetzungen stehen dabei im Fokus und bilden die Grundlage für die Weiterentwicklung der digitalen Lehre und einer innovativen Entwicklung. Um diesen Schritt konsequent fortzuführen, ist es ebenso unabdingbar, dass neue Berufungen mit einem starken Commitment zur digitalen Lehre einhergehen.

Die Anstrengungen der letzten Monate dürfen nicht vergebens sein, nur weil uns Corona dazu gezwungen hat. Auch wenn manche Probleme wie der Datenschutz, aber auch die soziokulturellen Auswirkungen, noch aufgefangen werden müssen – es muss klar sein, zurück ins alte System ist eine überholte Option.

Es ist die Aufgabe gerade dieser Universität, Menschen die Möglichkeit zum Studium zu geben, die sonst, obwohl durchaus leistungsmotiviert und -stark, keine Chance hätten zu studieren. Dazu gehört auch die Beibehaltung der Option, die Klausuren in Präsenz zu schreiben, da nicht alle Studierende eigene Rückzugsorte haben.

Wir fordern die FernUniversität auf, den Weg zu einer fortschrittlichen und zukunftsweisenden Lehre weiter fortzusetzen, diese mit allen Mitteln zu unterstützen, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und das Potenzial der Krisensituation effizient zu nutzen, um den Weg für eine wissenschaftsbasierte Weiterentwicklung digitaler Lernkonzepte zu bereiten.